Studie veröffentlicht


Die bayerische Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit der Hochschule Landshut eine Online-Befragung durchgeführt. Mit knapp 900 Teilnehmer*innen liegt erstmals ein differenziertes und aussagekräftiges Bild über die Lebenssituation queerer Menschen in Bayern ab 16 Jahre vor.

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, Bayern ist keineswegs ein diskriminierungsfreier Ort für queere Menschen. Insgesamt hat jede*r zweite queere Befragte schon mal Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Zugehörigkeit erfahren. In den meisten Lebensbereichen sind Beleidigungen und Beschimpfungen die am häufigsten gemachte Diskriminierungserfahrung. Bei einem teilgruppenspezifischen Blick sind die Gruppen der trans* und der divers*geschlechtlichen Menschen besonders häufig von Diskriminierung betroffen, gefolgt von lesbischen Frauen.

Balkendiagramm zu Diskriminierungszahlen

Nur 2 % erstatten Anzeige bei der Polizei

Besonders auffällig und schockierend sind die Zahlen zum Umgang mit Gewalt- und Diskriminierungsfällen: Nur 36 % (318 Menschen) haben sich nach Vorfällen Hilfe gesucht und nur 29 % (251 Menschen) haben sich gewehrt.

Gerademal 5 % der Teilnehmer*innen gaben an, sie hätten nach den Vorfällen Hilfe bei einer Beratungsstelle bekommen. Es rächt sich, dass es nur wenige qualifizierte Beratungsstellen in den Großstädten Bayerns gibt, und diese ausschließlich kommunal finanziert und zuständig sind. Viele Menschen im ländlichen Raum und kleineren Städten, haben ohne ordentlich ausgebaute Beratungsstrukturen keine Chance auf qualifizierte Opferberatung.

Nur 2 % (23 Menschen) haben Anzeige bei der Polizei erstattet. Unser Verband schätzt seit Jahren das Dunkelfeld nicht angezeigter queerfeindlicher Straftaten auf 80 bis 90 %. Ohne umfassenden rechtlichen Schutz, ohne qualifizierte Ansprechpartner*innen bei Polizei und Justiz, ohne verankertes Wissen zu Minderheitenfeindlichkeit bei Polizist*innen und Vertrauen in den Polizeiapparat, wird sich an dieser Situation nichts ändern.

 

Hier geht’s zur Studie

 

Am 18. Juni 2020 lud die Grüne Frakion im Bayerischen Landtag zu einem Web-Seminar zur Vorstellung der Studie ein. Für unseren Verband sprach Landesvorstandsmitglied Markus Apel mit Alis Wagner (Hauptautorin der Studie), Tessa Ganserer (MdL und queerpolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag) und den Webinar-Teilnehmer*innen über die Bedeutung der Studienergebnisse. Das Webinar wurde aufgezeichnet. Der Link folgt.

Ein Regenbogen mit Schriftzug "Vorstellung der Studie: Queeres Leben in Bayern"